Schulreform ist Anschlag auf ländlichen Raum
NRAbg. Wendelin Mölzer und LSR-VzPräs. Mag. Elisabeth Dieringer-Granza: Ohne Reform der Direktorenauswahl und Abschaffung der Freunderlwirtschaft ist mehr Autonomie kein echter Segen
Die Vizepräsidentin des Landesschulrates für Kärnten, Mag. Elisabeth Dieringer-Granza, hält anlässlich der Präsentation des zweiten Teils der sogenannten Bildungsreform fest, dass der Titel "Autonomiepaket" falsch gewählt sei, denn eine völlige Selbstbestimmung könne es an staatlichen Schulen, die mit Bundesgesetzten arbeiten müssen, niemals geben: „Hier wird den Österreichern viel Sand in die Augen gestreut und viel versprochen, die Realität schaut dann anders aus. Bestes Beispiel dafür sind die schulautonomen Tage, die nicht wirklich funktionieren.“
Auch der freiheitliche Abgeordnete zum Nationalrat Wendelin Mölzer kritisiert die vermeintliche Schulreform als Schaufensterpolitik, die keine tatsächlichen Reformen zulassen wird: „Das Problem ist etwa, dass die vermeintliche Schulreform den Direktoren mehr Macht in Bezug auf das Personal geben soll. Das klingt zwar sehr fortschrittlich, ist in Wirklichkeit aber eine direkte Verlagerung der Parteibuch- und Freunderlwirtschaft in die Schulen, wie wir sie in Österreich seit Jahren erleben. Solange Direktoren parteipolitisch besetzt werden, wird sich das ebenfalls auf das Lehrpersonal auswirken, welches von jenen Direktoren besetzt wird.“ Mölzer fordert in diesem Zusammenhang, dass – bevor man das Pferd von hinten aufzäumt – zunächst die parteipolitische Vergabe von Direktorenposten abgeschafft werden müsste, um in weiterer Folge eine tatsächliche Autonomie möglich zu machen, die abseits von Proporz und Parteibuchwirtschaft funktioniert.
„Eine Gefahr für den ländlichen Raum beziehungsweise für Kleinschulen, die sich in abgelegenen Regionen befinden, besteht darin, dass künftig eben solche Schulen kein gutes Lehrpersonal mehr bekommen könnten, wenn dieses nicht fix zugeteilt würde“, so Mölzer weiter. Auch wenn der Präsident des Kärntner Landesschulrates dies in einem Zeitungsinterview bestreite, drohe hier eine klare Benachteiligung dieser ländlichen Schulen.
Einen weiteren Problempunkt sieht Mölzer in der Placebo-Diskussion über die Frage des Schulbeginns, wo es aufgrund der bestehenden gesetzlichen Regelung bereits jetzt möglich sei, diesen flexibel zu gestalten. Mölzer hält aber fest: „Vor allem im ländlichen Bereich ist ein Schulbeginn spätestens um 8 Uhr notwendig, da hier im Vergleich zu Großstädten wie etwa Wien auch das Arbeitsleben früher beginnt.“
„Das Tragische an dieser sogenannten Bildungsreform ist, dass sich an der Bildungsqualität für unsere Schüler gar nichts verändern wird. Zu belächeln ist so mancher Auftritt der handelnden Personen - auch die neue SPÖ-Ministerin hat ihre Rolle in diesem tragischen Stück schnell gefunden und trägt den Text ihrer Vorgängerinnen artig vor. Wie viel Parteipolitik hinter dieser Reform steckt, findet man nicht nur im Inhalt, sondern lässt sich auch in der Zusammensetzung des Teams, das diese sogenannte Reform erarbeitet hat, erkennen. Anstatt ein stimmiges und zukunftsweisendes Bildungskonzept gestaltet zu haben präsentiert man hier nur eckige und kantige Puzzleteile, die sich nie zu einem Gesamtbild zusammenfügen lassen“, hält Dieringer-Granza fest.