Psychiatrie in Kärnten schon lange in akuter Not
Menschenrechtskommission beklagt chronische Unterversorgung in Klagenfurt
„Die Psychiatrie in Kärnten ist in akuter Not, weil Fachärzte fehlen. Das zeigt die Beantwortung einer schriftlichen FPÖ-Anfrage durch SPÖ-Gesundheitsreferentin Beate Prettner vom 30. Mai 2022 und der aktuelle Bericht der von der Volksanwaltschaft eingesetzten Menschenrechtskommission“, teilt FPÖ-Gesundheitssprecher LAbg. Harald Trettenbrein mit.
So stellte die Menschenrechtskommission auf der Psychiatrie im Klinikum Klagenfurt wiederholt eine ärztliche Unterbesetzung vor allem an Wochenenden fest. Es sei ein einziger Facharzt im Dienst, der mit einem Assistenten in Ausbildung und einem Turnusarzt 100 Patienten betreuen müsse. „Der Facharzt muss ein Wunderwuzzi sein. Denn im Alarmfall sollte er mehrere ärztliche Tätigkeiten zeitgleich durchführen“, erklärt Trettenbrein.
Ähnlich dramatisch sei die Situation auf der Psychiatrie in Villach. „Auf der Abteilung ist nicht mal gewährleistet, dass immer ein Facharzt im Dienst ist. Denn es gibt nur 5,5 Oberärzte und die Chefärztin. Laut Unterbringungsgesetz darf aber nur ein Facharzt im Akutfall nach persönlichem Augenschein notwendige Zwangsmaßnahmen anordnen“, so Trettenbrein.
Dieser Engpass führe zu einer permanenten Überbelastung des ärztlichen Teams, weil Ärzte in Ausbildung Aufgaben erledigen müssten, die eigentlich Fachärzten vorbehalten wären, fürchtet Trettenbrein. Daher häufen sich Kündigungen. Ausgebildete Oberärzte flüchten vor dem Stress in die Niederlassung, was die Situation zusätzlich verschärfe.
Trettenbrein zieht abschließend eine ernüchternde Bilanz: „Das Land Kärnten hat um 70 Millionen Euro zwei tolle neue Psychiatriegebäude in Klagenfurt und Villach errichtet. Aber man hat bei der Bau-Entscheidung darauf vergessen zu prüfen, ob es genügend Fachärzte gibt, um die neuen Abteilungen auch bespielen zu können. Jetzt konkurrenzieren sich beide Kärntner Abteilungen um den einen oder anderen Facharzt, der am Markt zu bekommen ist. Ein Ende der Misere ist leider nicht absehbar, weil alle Psychiatrien in Österreich Ärzte suchen. Leidtragende sind die Patienten in Kärnten.“